Spektakulärer Sturz: Ein Baum samt Wurzel ist in der Kirchheller Heide auf eine Hütte gekippt.
(Foto: Franz Naskrent)
Bottrop. Am 18. Januar 2007 traf der als „Monstersturm“ angekündigte Orkan die Stadt. In der Rückschau lief er aber viel glimpflicher ab als „Ela“ 2014.
Heute vor zehn Jahren duckte sich Bottrop unter den Sturmböen des Orkantiefs Kyrill. Es war angekündigt worden mit einer „extremen Unwetterwarnung“ und richtete vor allem im Sauerland verheerende Waldschäden an.
In Bottrop wurden bei einem Unfall auf der Prosperstraße drei Personen schwer verletzt, vier städtische Gebäude wurden schwer beschädigt. Eine Woche später beziffert die Stadtverwaltung den Sachschaden auf 79 000 Euro – kein Vergleich zu den Millionenschäden durch den Pfingststurm „Ela“ 2014.
Am Mittag des 18. Januars 2007 ist Bottrop eine ziemlich menschenleere Stadt
Bottrop am Mittag des 18. Januar 2007 ist eine ziemlich menschenleere Stadt. Schulen und Kindergärten haben wegen der Unwetterwarnung geschlossen, die Badminton-Stadtmeisterschaften der Schulen sind abgesagt. Arbeitgeber schicken ihre Mitarbeiter vorzeitig heim.
Voll besetzt dagegen sind die Wachen von Feuerwehr und Polizei an der Hans-Böckler- und der Gladbecker Straße. Die Ortswehren und das Technische Hilfswerk sind alarmiert. Am Nachmittag peitschen Windböen heftige Schauer durch die Stadt.
Drei Menschen sind in zwei Autos auf der Prosperstraße eingeklemmt
Um 17 Uhr läuft der erste Alarm beim Rettungsdienst auf: Drei Menschen sind in zwei Autos auf der Prosperstraße eingeklemmt.
Einer wird lebensgefährlich, zwei werden schwer verletzt ins Krankenhaus eingeliefert.
Um 18 Uhr sind rund 120 Helfer der Feuerwehr im Dauereinsatz. Der damalige Einsatzleiter Hans Lux zeichnet ein drastisches Bild der Einsatzlage: „Das ganze Stadtgebiet ist betroffen. Überall müssen wir sägen und sichern.“ Kurz darauf fällt der Funk aus, das Kommunikationsnetz bricht wegen Überlastung zusammen.
Schwerer Unfall, verursacht durch den Sturm, auf der Prosperstraße in Bottrop. (Foto: Birgit Schweizer)
Gegen 21 Uhr normalisiert sich die Lage wieder
Die gute Nachricht für die Helfer in Bottrop zeichnet sich gegen 21 Uhr ab: Eine nochmalige Steigerung der Sturmstärke bleibt aus, Kyrill tobt sich über den Waldflächen im Osten des Landes aus.
Am nächsten Tag kann die Verwaltung eine Bilanz der Schäden an öffentlichen Gebäuden ziehen. An der Grundschule Vonderort hat der Sturm das erst zehn Jahre zuvor erneuerte Flachdach zerblasen.
An der Realschule an der Prosperstraße hat das Unwetter ein Fünftel des Sporthallen-Dachs mitgenommen. Weitere schwere Schäden werden protokolliert an der Gustav-Heinemann-Realschule, der Rheinbabenschule sowie leichtere an den Dächern des Kulturzentrums an der Blumenstraße und des Rathauses. Wochen später erst haben die Revierförster ihre Begutachtungen beendet und sprechen von insgesamt 5000 geknickten Bäumen an Straßen, in den Wäldern und der Heide.
Am Tag nach dem Sturm beginnt die Schadensbilanz. (Foto: Franz Naskrent)
„Mit den Folgen von Ela ist die Stadt immer noch nicht fertig“
„Diese Schäden sind längst aufgearbeitet“, sagt Ann-Katrin Pobloth vom Presseamt der Stadt. Ganz im Gegenteil zum Pfingststurm sieben Jahre später: „Mit den Folgen von Ela ist die Stadt immer noch nicht fertig.“
Denn: 2014 ist in der Kirchheller Heide kaum ein Baum umgestürzt, dafür aber um so mehr Bäume mitten in der Stadt. „Hier schmerzen die Lücken die Menschen auch heute noch“, sagt Ann-Katrin Pobloth mit Blick auf das Randebrockwäldchen, 400 noch nicht ersetzte Straßenbäume oder die Entwurzelungen in der Gartenstadt Welheim.
Von Kai Süselbeck | Copyright: WAZ.de 17.01.2017 | 17:47 Uhr